Hogrefe, Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie, 2(31), p. 77-88, 2002
DOI: 10.1026/0084-5345.31.2.77
Hogrefe, Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie, 2(31), p. 77-88
DOI: 10.1026//1616-3443.31.2.77
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Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Anhedonie bezeichnet die eingeschränkte Fähigkeit, Lust und Befriedigung, Freude und Vergnügen empfinden zu können. Schizophrene Patienten zeigen dieses emotionale Defizit häufiger und in ausgeprägterer Form als gesunde Probanden. Fragestellung: Handelt es sich bei der Anhedonie schizophrener Patienten um eine Störung der emotionalen Reaktivität? Methode: Die Fragestellung wurde an 8 hoch-anhedonischen Patienten (HA), 11 niedrig-anhedonischen Patienten und 19 bezüglich Geschlecht und Alter parallelisierten Kontrollprobanden untersucht. Der Trait-Charakter der Anhedonie wurde mit Daten aus einer Längsschnittstudie sichergestellt. Während die Probanden angenehme, neutrale und unangenehme Bilder betrachteten, wurden in einem ersten Durchgang der Lidschlagreflex, die Herzrate und die Hautleitfähigkeit gemessen. In einem zweiten Duchgang beurteilten die Probanden mit einer computergestützten Ratingskala, wie angenehm und erregend sie jedes der Bilder empfanden. Ergebnisse: Weder auf der Valenz-, noch auf der Erregungsdimension konnten bei den HA Beeinträchtigungen des subjektiven Erlebens festgestellt werden. Auch auf der physiologischen Ebene unterschieden sich die drei Gruppen nicht, alle Probanden zeigten eine valenzabhängige Schreckreflexmodulation und Herzratendezeleration und in allen drei Gruppen fehlte der Anstieg der Hautleitwertreaktionen bei emotionaler Stimulation relativ zu neutraler Stimulation. Schlussfolgerung: Mit den hier verwendeten Parametern konnten nahezu alle Standardeffekte emotionaler Stimulation beobachtet werden, eine reduzierte emotionale Reaktivität auf affektiv bedeutsame Bilder konnte bei den HA aber nicht nachgewiesen werden.