Hogrefe, Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie, 2(34), p. 111-120, 2005
DOI: 10.1026/1616-3443.34.2.111
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Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Habituation phobischer Furcht wird häufig als zentraler Wirkmechanismus von Konfrontationsbehandlung angesehen. Neurobiologische Modelle der Furchtreduktion gehen jedoch davon aus, dass für das Verlernen von Furcht komplexere Interaktionen zwischen subkortikalen Affektzentren und frontalen kortikalen Strukturen erforderlich sind. Fragestellung: Ziel der vorliegenden Studie war daher die Untersuchung des Verlaufs der Furchtreduktion bei wiederholter Konfrontation von Phobie-relevanten Reizen bei Spinnen/Schlangen-Phobikern (n = 16) im Vergleich zu einer entsprechenden Kontrollgruppe (n = 16). Methode: Gemessen wurden Hautleitwertreaktionen sowie die Größe der Schreckreaktionen, die beim wiederholten Betrachten Phobie-relevanter im Vergleich zu neutralen Bildern ausgelöst wurden. Ergebnisse: Die Schreckreaktionen der Phobiker waren während des Betrachtens Phobie-relevanter Reize deutlich potenziert im Vergleich zu neutralen Bildinhalten. Diese Potenzierung blieb während der wiederholten Präsentation der Reize unverändert erhalten. Spinnen- und Schlangenbilder führten bei dieser Gruppe auch zu deutlich stärkeren Hautleitwertreaktionen, deren Amplitude sich im Zuge der wiederholten Stimulation aber verringerte und sich schließlich nicht mehr von den Reaktionsgrößen auf neutrale Reize unterschied. Schlussfolgerungen: Diese Befunde illustrieren deutlich, dass sich durch Habituation zwar die Intensität der Furchtreaktion reduzieren lässt, dass aber die neuronalen Schaltkreise, welche der Furchtregulation zu Grunde liegen, kortikal aktiv gehemmt werden müssen.