Hogrefe, Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie, 1(61), p. 17-26, 2013
DOI: 10.1024/1661-4747/a000136
Full text: Unavailable
Aus Untersuchungen in der Normalbevölkerung ist bekannt, dass Menschen mit erhöhten Alexithymiewerten eine verminderte Lebensqualität (LQ) aufweisen. Für Patienten mit psychischen Störungen wurde dieser Zusammenhang jedoch kaum untersucht. Ziel dieser Studie war es, den möglichen Zusammenhang zwischen alexithymen Patientenmerkmalen und der LQ bei Patienten mit Angststörungen zu überprüfen. Bei 79 ambulanten Patienten mit Angststörungen wurden alexithyme Charakteristika mit der Toronto Alexithymia Scale (TAS-20), die LQ mit der Kurzversion des World Health Organization Quality of Life Questionnaire 100 (WHOQOL-BREF) erfasst. Darüber hinaus fand eine Erhebung der psychischen Symptombelastung (SCL-90-R) und depressiven Symptomatik (MADRS) statt. Mittels hierarchischer Regressionsanalysen wurde der Zusammenhang zwischen der alexithymen Charakteristika und den unterschiedlichen LQ-Domänen berechnet. Die Patienten zeigten eine im Vergleich zur Normalbevölkerung deutlich verminderte LQ. Als Hauptergebnis fand sich, auch nach Kontrolle von Depression, Ängstlichkeit und Geschlecht, ein signifikanter Zusammenhang zwischen den beiden TAS-20 Subskalen Schwierigkeiten, Gefühle zu identifizieren und zu beschreiben und vor allem der psychischen LQ. Unsere Ergebnisse sprechen dafür, bei der Diagnostik und Therapieplanung von Patienten mit Angststörungen alexithyme Merkmale einzubeziehen. Im Falle von ausgeprägten alexithymen Merkmalen sollten psychotherapeutische Interventionen zur Verbesserung der Schwierigkeiten Gefühle wahrzunehmen und zu kommunizieren in Betracht gezogen werden.