Hogrefe, Zeitschrift für Neuropsychologie, 4(14), p. 293-301, 2003
DOI: 10.1024/1016-264x.14.4.293
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Zusammenfassung: Zur Erforschung prospektiver Gedächtnisleistungen wurden in Klinik wie Forschung bislang vor allem einfache Aufgaben eingesetzt, die aber kaum Prozesse wie die Planung oder die Koordination von Mehrfach-Intentionen erfassen, die komplexen prospektiven Aufgaben zugrunde liegen. Ziel der vorliegenden Studie war daher, die deutsche Version des von Kliegel, McDaniel und Einstein (2000) vorgeschlagenen komplexen prospektiven Mehrfachaufgaben-Paradigmas vorzustellen sowie deren Ergebnisse anhand einer Stichprobe von 40 jüngeren und 40 älteren Erwachsenen zu replizieren. Zusätzlich wurde untersucht, inwieweit altersbedingte Leistungsunterschiede in der komplexen prospektiven Gedächtnisaufgabe mit Unterschieden in exekutiven Steuerungsprozessen zusammenhängen. Die Ergebnisse bestätigen frühere Befunde und dokumentieren Alterseffekte bezüglich der Plankomplexität, der Reinstantiierung der Intention sowie der selbstinitiierten Ausführung der multiplen Wechselintention, nicht jedoch in der Planerinnerung. Darüber hinaus zeigen die Resultate von Regressionsanalysen, dass die Varianz im Wisconsin Card Sorting Test die altersbedingte Variabilität der Leistung in der komplexen prospektiven Aufgabe teilweise vorhersagen kann. Das chronologische Alter blieb jedoch als signifikante Einflussgröße bestehen. Insgesamt liefert die Studie konsistente Hinweise auf eine hohe Bedeutung exekutiver Funktionen bei Alterseffekten in komplexen prospektiven Gedächtnisaufgaben.