Hogrefe, Therapeutische Umschau, 7(78), p. 395-401, 2021
DOI: 10.1024/0040-5930/a001287
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Zusammenfassung. Über- und Fehlversorgung, mit der entsprechenden Gefährdung von Patienten und Verschwendung von Ressourcen im Gesundheitswesen, führte vor knapp zehn Jahren zur internationalen «Choosing Wisely» Kampagne (CWC). In der Schweiz startete diese Bewegung 2014 / 15 unter dem Namen «Smarter Medicine» mit einer ersten Top-5-Liste für die ambulante Allgemeine Innere Medizin (AIM), auf welche Interventionen besser zu verzichten sei. Die Wirksamkeit der internationalen CWC wurde schon früh in Frage gestellt und ob die «Smarter Medicine» Top-5-Liste für die ambulante AIM Über- und Fehlversorgung wirksam reduziert, wissen wir nicht – es gibt kaum Daten dazu. Voraussetzungen dafür, dass Über- und Fehlversorgung durch CWC wirksam verbessert werden kann, sind die wissenschaftliche Evidenz zu den Verzichtempfehlungen, eine glaubwürdige Herausgeberschaft, verlässliche Daten zur Evaluation und vor allem das Engagement von Öffentlichkeit, Patienten, Fachgesellschaften und Gesundheitspolitikern. Ein weiterer Schlüsselfaktor für die spätere erfolgreiche Umsetzung ist der frühe Einbezug der Anwender bei der Entwicklung von Empfehlungen. Mit diesem Fokus haben wir kürzlich zusammen mit 538 praktizierenden Hausärztinnen und Hausärzten neue Vorschläge von Interventionen entwickelt, auf die besser zu verzichten sei. Diese Vorschläge bilden die Basis für die nächste Top 5 Liste für die ambulante AIM.