Hogrefe, Therapeutische Umschau, 8(77), p. 371-378, 2020
DOI: 10.1024/0040-5930/a001206
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Zusammenfassung. In der hausärztlichen Praxis finden sich im Rahmen der Abklärung unspezifischer Beschwerden oder während einer Gesundheitsvorsorgeuntersuchung bei 25 % aller untersuchten Patienten passager oder chronisch erhöhte Leberwerte. In der gesunden Bevölkerung zeigen sich erhöhte Leberwerte bei rund 2.5 %. Umgekehrt garantieren normale Leberwerte aber nicht immer eine gesunde Leber. Lebererkrankungen sind aber nicht nur häufig, sondern implizieren auch eine erhebliche Mortalität. Ihre Prävalenz nimmt stetig zu, und Lebererkrankungen stellen inzwischen die weltweit fünfthäufigste Todesursache dar. Führend in Prävalenz und verantwortlich für deren Anstieg sind insbesondere nicht-alkoholische Fettleber Erkrankung (NAFLD), alkohol-bedingte Leberschädigung (ARLD) und virale Hepatitiden. Wegen der Vielfalt möglicher Differenzialdiagnosen und dem gleichzeitigen Vorkommen mehrerer Ätiologien stellen sie eine diagnostische Herausforderung mit bedeutender prognostischer Implikation dar. Bei erhöhten Leberwerten sollten initial eine ausführliche Anamnese, sowie eine gründliche klinische Untersuchung durchgeführt werden. Hierdurch lassen sich mögliche Ursachen bereits auf wenige Differenzialdiagnosen eingrenzen. Anschliessend erfolgt je nach Ausmass der Leberwerterhöhung und klinischer Präsentation als Hepatitis oder cholestatischem Krankheitsbild ein Hepatopathiescreening. Die Labordiagnostik und obligate Ultraschalldiagnostik kann durch nicht-invasive Methoden (beispielweise Elastographie, Magnetresonanz-Cholangiopankreatikographie [MRI / MRCP], Computertomographie [CT]) und in ausgewählten Fällen durch invasive Methoden (Leberbiopsie, endoskopische retrograde Cholangiopankreatikographie [ERCP]) ergänzt werden. Im folgenden Artikel stellen wir die Abklärung erhöhter Leberwerte anhand von Algorithmen dar.