Schweizerische Zeitschrift fur Forstwesen, 3(171), p. 151-157, 2020
Simulation der Baumartenmigration im Klimawandel Der Klimawandel verändert die Lebensbedingungen von Bäumen. Verschlechtern sich für bestimmte Baumarten die Umweltbedingungen stark, bedeutet dies nicht unbedingt deren sofortiges lokales Aussterben. Oft können die Baumarten noch eine Weile überdauern, bevor sie wegen fehlender Verjüngung verschwinden. Neue, an die klimatischen Bedingungen angepasste Baumarten sind jedoch nicht immer schon an Ort und Stelle, um sich selbstständig und natürlich zu verjüngen. Das Waldlandschaftsmodell TreeMig beschreibt die Walddynamik im Raum: In Zellen eines regelmässigen Gitters wird die Änderung der Populationsdichte der verschiedenen Baumarten in den einzelnen Höhenklassen mit klimaabhängigen populationsdynamischen Prozessen formuliert. Ergänzt durch Samenproduktion, -transport, Samenbankdynamik und Entwicklung der Jungbäume, simuliert Tree-Mig so die Migration der Baumarten. Simulationen mit Klimaänderungsszenarien deuten darauf hin, dass die räumlich-zeitliche Walddynamik wegen der begrenzten Wandergeschwindigkeit der Bäume der klimawandelbedingten Veränderung der Standortbedingungen hinterherhinkt. Der Rückstand ist in Gebieten mit flachen Temperaturgradienten, zum Beispiel in der borealen Zone, ausgeprägt. In der Schweiz mit ihren steilen Temperaturgradienten ist er geringer. Es zeigt sich zudem, dass die Alpenpässe als Flaschenhals für die Ausbreitung von trockenheitsadaptierten submediterranen Arten wirken können.