Hogrefe, Kindheit und Entwicklung, 2(26), p. 100-109, 2017
DOI: 10.1026/0942-5403/a000221
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Zusammenfassung. Obwohl Angststörungen (AS) häufig komorbid mit einer Störung des Sozialverhaltens (SSV) auftreten, wurde diese Komorbidität in der Forschung weitgehend vernachlässigt. Komorbide AS wirken sich in Studien sowohl positiv als auch negativ auf den Verlauf einer SSV aus. Diese Studie zielt darauf ab, Heranwachsende mit einer SSV mit und ohne AS hinsichtlich psychischer Belastung, traumatischen Erlebnissen, psychopathischen Persönlichkeitstraits und Legalbewährung zu untersuchen. 207 Heranwachsende mit einer SSV (9 – 25 Jahre; 73.4 % männlich; SSV: N = 180, SSV und AS: N = 27), die zum Zeitpunkt der Untersuchung in Jugendhilfeeinrichtungen lebten, konnten eingeschlossen werden. Es wurden strukturierte klinische Interviews und eine psychometrische Testbatterie eingesetzt. Die Resultate zeigen, dass die Gruppe mit SSV und AS signifikant weniger externalisierende und mehr internalisierende Symptome sowie traumatische Erlebnisse aufweisen. Bezüglich psychopathischer Persönlichkeitsmerkmale und Verurteilungen (>50 % in beiden Gruppen) ergaben sich keine signifikanten Gruppenunterschiede. Die Ergebnisse legen nahe, dass die Ausprägung der SSV für die Kriminalitätsentwicklung bedeutsamer und die spezifische Komorbidität von AS aber doch ätiologisch und symptomatisch von großem Interesse ist. Diese sollte deshalb mit Längsschnittstudien und Therapieprozessanalysen intensiver beforscht werden.