Hogrefe, Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie, 4(46), p. 236-247, 2017
DOI: 10.1026/1616-3443/a000444
Full text: Unavailable
Zusammenfassung. Theoretischer Hintergrund: Soziale Kompetenztrainings sind wichtige Werkzeuge bei der Psychotherapie der Sozialen Angststörung. Die Durchführung in Virtueller Realität (VR) könnte die Verfügbarkeit und Effektivität erhöhen, allerdings besteht ein Bedarf an validierten VR-Szenarien. Fragestellung: Geprüft wird die Validität von zwei in Anlehnung an das Gruppentraining sozialer Kompetenzen von Hinsch und Pfingsten (2015) entwickelten VR-Szenarien. Es wird angenommen, dass die durch das Szenario ausgelösten Komponenten sozialer Angst auf subjektiver, psychophysiologischer und kognitiver Ebene signifikant zwischen höher (HSA) und niedriger (NSA) sozial ängstlichen Personen differenzieren. Methode: Insgesamt durchliefen N = 55 HSA und NSA Studierende zwei VR-Szenarien vom Typ „Recht durchsetzen“. Zusätzlich wurde experimentell die Blickkontaktdauer des virtuellen Gesprächspartners variiert. Hauptoutcome war die erlebte Angst in den Rollenspielen. Zusätzlich wurden Herzschlagfrequenz, Hautleitfähigkeit sowie die Einschätzung der eigenen Kompetenz erfasst. Ergebnisse: HSA im Vergleich zu NSA berichteten für beide Szenarien signifikant höhere Angst sowie negative Verzerrungen in Bezug auf die Einschätzung der eigenen Kompetenz. Zusätzlich zeigte sich eine physiologische Aktivierung während der Rollenspiele, aber keine Differenzierung zwischen beiden Gruppen. Beide VR-Szenarien wurden als realistisch empfunden. Schlussfolgerungen: Virtuelle Interaktionsszenarien können zu Trainingszwecken genutzt werden und Soziale Kompetenztrainings in VR haben ein großes Potential für den Einsatz als psychotherapeutisches Verfahren bei Sozialer Angststörung.