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Open Innovation und Living Lab Ansätze in der Praxis der Stadtentwicklung – Herausforderungen, Dilemmas und Chancen

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Abstract

Die Herausforderungen für Europas Städte sind komplex und mannigfaltig. Der Urbanisierungsgrad, also der Anteil der Stadtbewohner an der Gesamtbevölkerung, lag im Jahr 2014 im EU-Schnitt bei 75%, in Österreich bei knapp 66%. Die meisten Prognosen gehen davon aus, dass der Trend der Landflucht weiter anhalten wird. Lt. Statistik Austria ist die Bevölkerung in den österreichischen Landeshauptstädten zwischen 2003 und 2013 durchschnittlich um 7,4% gestiegen, wobei Eisenstadt (14,1%), Graz (12,9%) und Wien (9,3%) das stärkste Wachstum verzeichneten. Erste spürbare Auswirkungen sind steigende Immobilienpreise, Verkehrsüberlastung, eine zunehmende Verknappung von Grünflächen und attraktivem öffentlichen Raum, Luftverschmutzung, soziale Spannungen sowie steigende Kosten von städtischer Infrastruktur. Angesichts der Dringlichkeit und Komplexität urbaner Herausforderungen muss klar sein, dass „business as usual“ diese Probleme nicht lösen wird und es neue gesellschaftliche Praktiken und Governance-Systeme benötigt, um die Lebensqualität in Europas Städten nachhaltig zu sichern. Typische Beispiele für „Business as usual“ sind etwa Verwaltungsgrenzen der Städte, welche die physische, soziale, wirtschaftliche und kulturelle Realität nicht mehr widerspiegeln, was insbesondere die Verkehrsplanung bzw. das Schaffen abgestimmter Angebote des öffentlichen Verkehrs erschwert. Ein weiteres Beispiel betrifft das sektorale Denken und Handeln auf Verwaltungsebene, das erst langsam aufbricht und Platz macht für integrative sowie kooperative Planungsprozesse. Bürgerinnen und Bürger sind von politischen Entscheidungsprozessen, die ihr unmittelbares Lebensumfeld in ihrem Stadtteil betreffen, in vielen Fällen so gut wie ausgeschlossen. Sie werden meist nicht danach gefragt, wie ein Platz gestaltet sein soll, was sie zu einem Umstieg auf den öffentlichen Verkehr bewegen würde oder wie der Leerstand in den Erdgeschosszonen reduziert werden könnte. Bürgerbeteiligung wird von Politik, Verwaltung und Wirtschaft viel zu oft als lästige Pflichtübung betrachtet und manchmal auch mit dem Argument verhindert, dass „eh immer nur die Kritiker, Nein-Sager und Schlecht-Macher teilnehmen“ (was manchmal durchaus stimmen mag). Der Schluss daraus darf aber nicht weniger Beteiligung sein. Vielmehr muss es gelingen, niederschwellige und attraktive Beteiligungsangebote zu entwickeln, welche die vielen konstruktiven Ideen, Lösungsansätze und das lokale Wissen der Menschen und Unternehmen vor Ort einbeziehen. Neue Lösungen entstehen nicht dadurch, dass immer wieder dieselben Experten mit denselben Haltungen und Vorgehensweisen zusammensitzen, neue Ideen entstehen vielmehr an den Rändern des Systems und durch Impulse von außen. Es macht daher Sinn, Beteiligung und Kooperation in der Stadtentwicklung verstärkt aus dem Blickwinkel von Innovationsprozessen zu betrachten, um den notwendigen gesellschaftlichen Wandel und Transformationsprozess hin zu nachhaltigen Städten zu unterstützen.