Thieme Gruppe, Nervenheilkunde, 04(40), p. 249-258, 2021
DOI: 10.1055/a-1371-9465
Full text: Unavailable
ZUSAMMENFASSUNGResilienz, die Fähigkeit, trotz widriger Umstände psychisch gesund zu bleiben oder es wieder zu werden, ist ein Phänomen, das auch neurowissenschaftlich untersucht wird. Längsschnittliche neurowissenschaftliche Studien, in denen Resilienz als Ergebnis einer erfolgreichen Anpassung an Stress definiert wird, gibt es nur wenige. Erkenntnisse zur Neuropsychobiologie der Resilienz lassen sich jedoch aus Querschnittsstudien ableiten, in denen die Resilienz der Teilnehmenden retrospektiv eingeschätzt wurde. Dieser Artikel stellt ein biopsychosoziales Modell der Resilienz vor, fasst aktuelle neurowissenschaftliche Ergebnisse zusammen und macht methodische Vorschläge für die neurowissenschaftliche Resilienzforschung. Relevante neuronale/neuroendokrine Netzwerke der Resilienz sind das limbisch-kortikale Netzwerk der Stressreaktion, das meso-kortiko-striatale Netzwerk der Belohnungsverarbeitung sowie das Default Mode Netzwerk der interozeptiven Informationsverarbeitung. Kognitive und verhaltensbezogene Strategien, welche die Herunterregulation der Stressreaktion, die Heraufregulation positiven Erlebens sowie flexible Wechsel zwischen intro- und extrozeptiver Prozessierung ermöglichen, können Resilienz begünstigen.